Leseproben

Welt am Sonntag: Mallorca

Warum der Ballermann einfach nicht tot zu kriegen ist

Lasst uns feiern. Begeben wir uns an den wohl umstrittensten Ort Mallorcas. Seine bescheidene Herkunft ließ nicht erwarten, was einmal aus ihm werden sollte. Es handelt sich keineswegs nur um ein deutsches Phänomen, Spanier haben von Beginn an mitgemischt.


„Ba-Ba-Ballamann” sang die Erste Allgemeine Verunsicherung aus Österreich. „Mein Herz liegt noch am Ballermann“, schmachtete Schlagerstar Wolfgang Petry. „Der Ballermann ist tot“ schrieb die WELT. Was denn nun? „Ba“ wie „Bäh“, Sehnsuchtsort oder tot?

Das hängt davon ab, wen man fragt. Die einen lieben ihn, die anderen hassen ihn, und manchem ist er völlig egal. Aber eines steht fest: Der Ballermann ist eine Sensation, ein Touristenmagnet und das bekannteste Markenzeichen Mallorcas. Unter Deutschen so geläufig wie das Oktoberfest in München oder die Hamburger Reeperbahn.


Dazu könnte man Mallorca gratulieren. Andere Urlaubsziele würden viel Geld bezahlen (und tun das tatsächlich), um nur einen halb so hohen Wiedererkennungswert zu erlangen. „Du warst auf Mallorca?“, wird der Heimkehrer gefragt. Und dann folgt als Nächstes: „Auch am Ballermann?“ ...

Mallorca Zeitung: Interview

Über den Irrtum, dass auf Mallorca überall Deutsch gesprochen wird

Als Frank Rumpf mit drei Jahren das erste Mal nach Mallorca kam, faszinierte ihn den Erzählungen seiner älteren Schwester zufolge hauptsächlich der Aufzug im Familienhotel in Peguera. In den fünf Jahrzehnten, die seither verstrichen sind, entdeckte der Journalist die wahren Schönheiten des „kleinen Felsens“, wie die Einheimischen Mallorca nennen.

Seit fünf Jahren hat der gebürtige Rheinländer, der seit 20 Jahren hauptsächlich in Hamburg lebt, an der Ostküste Mallorcas eine eigene Wohnung. Und auch sonst ist Rumpf, schon von Berufs wegen, viel herumgekommen, schließlich leitete er zeitweise die Reiseredaktion der „Welt“. Derzeit arbeitet er für eine Nachrichtenagentur. Für seinen Mallorca-Text „Wenn der Schnee den Strand bepudert“, der in der „Welt am Sonntag“ erschien, bekam er 2018 den MZ-Journalistenpreis für herausragende Berichterstattung über Mallorca. In seinem neuen Buch, das am Freitag (30.9.) erschienen ist, räumt er mit Irrtümern auf, die über die Insel kursieren ...


Welt am Sonntag: Nordpazifik-Kreuzfahrt

Bei dieser Tour schütteln sich die Cocktails selbst

Der einsamste Ort an Bord wird in den kommenden Tagen die Poolbar auf Deck acht sein, stoisch bewacht von einem philippinischen Kellner mit Wollmütze und Handschuhen. Die Route des Schiffs ist nichts für Sonnenhungrige.


Sie führt vom kanadischen Vancouver durch die kalte Inselwelt Alaskas, vorbei an rauchenden Vulkanen und Gletschern, von denen Eisblöcke abbrechen und ins Meer stürzen. Über die abgelegenen Aleuten und durch die eisgraue Beringsee geht es bis nach Kamtschatka und Japan.


Es ist eines der am wenigsten befahrenen und rauesten Kreuzfahrtreviere der Welt. Peitschende Winde, fliegende Gläser und Teller erwarten die 375 Passagiere der „Silver Shadow“, unter ihnen 18 Deutsche. Und ein Seegang, der den 28.000 Tonnen schweren Luxuskreuzer bocken lässt wie einen jungen Stier. Nur wenige wird die Seekrankheit verschonen.


Jeden Sommer kreuzt der Dampfer vor Westkanada und Alaska, durchquert die Fjorde der sogenannten Inside Passage, die das nordamerikanische Festland vom Golf von Alaska trennt. Im Herbst aber überführt die Reederei ihr Schiff wie einen Zugvogel, der vor der Winterkälte flieht, zur anderen Pazifikseite ins tropisch warme Asien. Im Frühjahr geht es wieder zurück ...

Weitere Leseproben


Welt am Sonntag: Asien-Kreuzfahrt

Und am Ende der Kreuzfahrt wartet das Nirwana

Asien für Anfänger: Das Kreuzfahrtschiff „Sojourn“ steuert in 16 Tagen neun Häfen in fünf Ländern an. Die Passagiere müssen sich um nichts kümmern, erleben dabei aber die ganze Widersprüchlichkeit Südostasiens. 

Um halb acht Uhr morgens, beim ersten Kaffee draußen auf Deck sieben, ruht das Südchinesische Meer träge, gelb und flach wie ein großer, nasser Pfannkuchen. Kein anderes Schiff in Sicht, kaum Wellengang. Die „Sojourn“, ein Kreuzfahrtschiff der amerikanischen Seabourn Cruise Line, pflügt auf Autopilot mit gelassenen 14 Knoten, rund 26 Stundenkilometern, durchs Meer.


Backbord sieht man nichts als Wasser. Steuerbord – Wasser. Das Südchinesische Meer ist eines der unspektakulärsten Meere, die es gibt. Nichts ist zu ahnen von den Konflikten zwischen China und den anderen Anrainerstaaten um Inseln, Riffe und Wirtschaftszonen in diesem Gewässer, das neunmal die Ostsee fassen würde.

Umso abwechslungsreicher ist dafür das umgebende Land. Die Schifffahrt führt mitten durchs Herz Südostasiens. In 16 Tagen über 5630 Kilometer von Singapur nach Thailand, Kambodscha und Vietnam bis ins indonesische Java und Bali. Neun Häfen, fünf Länder, vier Großreligionen – Buddhisten, Muslime, Hindus, Christen. 

Auf die 419 Passagiere aus 25 Nationen, darunter dreizehn Deutsche, warten Reiseführer, die „Smiley“ heißen und lächelnd von den Killing Fields der Roten Khmer berichten. Sie treffen auf zaubernde Taxifahrer und heiratswillige Fußmasseurinnen und werden als Fotomodelle in buddhistischen Tempeln gefragt sein. Am Ende werden sie sogar – und das war in verblüffender Bescheidenheit gar nicht im Programm vermerkt – ins Nirwana einkehren. Ohne langes Meditieren ...

FAZ: Alaska

Darauf einen „Son of Berserker“!

So viel Verkehr hatten wir auf dem Flughafen von Anchorage nicht erwartet, hier oben am Ende der bewohnten Welt. Im milden Licht eines bewölkten Junitages rangieren vor den beiden Terminalgebäuden nicht weniger als fünfzehn Jumbos von Cathay Pacific, Korean Air, Asiana oder China Eastern. Bei näherem Hinsehen erkennen wir, dass es alles Frachtmaschinen sind. Wegen seiner günstigen Lage zwischen Asien und Nordamerika ist Anchorage zu einem der wichtigsten Drehkreuze im weltweiten Gütertransport geworden.

Viel geflogen wird auch im Personenverkehr. Alaska ist riesig, und oft haben die Orte keinen Straßenanschluss, dafür aber eine kleine Landebahn. Die Hauptstadt Juneau zum Beispiel, im Südosten an der Grenze zu Kanada gelegen, ist nur per Flugzeug oder Schiff zu erreichen. Und dort, wo keine Landebahn ist, da ist vielleicht ein See, so wie Lake Hood im Westen von Anchorage, der als größter Wasserflughafen der Welt gilt. Im Minutentakt gehen abends die Propellermaschinen vor einem atemraubenden Bergpanorama nieder. Gischt spritzt auf, Wellen schwappen ans Ufer, die Maschinen tuckern auf ihren Schwimmern zu einem Holzsteg. Man kann sich die Kleinflugzeuge, unter denen auch mancher Oldtimer ist, aus nächster Nähe anschauen und mit den Piloten plaudern. Es gibt keine Absperrungen. In Alaska nimmt man die Dinge gelassen, die Leidenschaft fürs Fliegen wird gern geteilt. Jeder sechste Einwohner soll über eine Fluglizenz verfügen. Sie kann übrigens schon mit sechzehn Jahren erworben werden.

Das Beste an Anchorage sei, dass dahinter Alaska beginne, sagen viele Amerikaner. Und auch deutsche Touristen, die die Stadt als Startpunkt in die Welt der Gletscher, Fjorde und Berge nutzen, lassen sie meist so schnell wie möglich hinter sich, nicht ahnend, was sie verpassen. Das Fremdenverkehrsamt von Anchorage gibt sich alle Mühe, dieser Unwissenheit entgegenzuwirken, und beantwortet auf seiner Website häufig gestellte Fragen. Die Auswahl scheint nicht ganz glücklich, ist aber immerhin ehrlich: „Wie schlimm sind die Mücken?“ „Gibt es Iglus?“ „Kann man die Nordlichter sehen?“ „Ist die Stadt wirklich weit, weit weg?“ ...

Spiegel Online: Kreuzflug

Im Privatjet um die Welt

Flugkapitän Gregor Schweizer ist geborener Basler und kein Mann vieler Worte. Seine Ansprache vor dem Start im japanischen Osaka beschränkt sich auf die Mitteilung: "Liebe Gäste, guten Flug!"

Mehr ist in der Tat nicht zu sagen. Die 30 Passagiere kennen die Sicherheitshinweise. Sie kennen die geplante Route und auch die Getränkeauswahl an Bord. Sie sitzen nicht zum ersten Mal auf Platz 3A oder 10F, sondern haben zu diesem Zeitpunkt schon fünf von elf Flügen in diesem Privatjet hinter sich. Die Eckdaten der Tour: sieben Länder, vier Kontinente, 39.700 zurückgelegte Kilometer in 19 Tagen. Von der "Sansibar" auf Sylt bis nach Sansibar vor Afrika, mit Zwischenstopps in New York, Kanada, Alaska, Japan, Palau und Vietnam. 


Man muss sich die Reise wie eine Kreuzfahrt vorstellen. Nur nicht mit einem Schiff auf dem Wasser, sondern mit einer gecharterten Boeing 737 durch die Luft. Deshalb nennt der Veranstalter, in diesem Fall das Hamburger Unternehmen Hapag-Lloyd Kreuzfahrten, die Reise auch "Kreuzflug".


Kreuzflüge werden seit Mitte der Achtzigerjahre angeboten. Wenn man die Rund-um-die-Welt-Tickets der Linienfluggesellschaften dazurechnet, gibt es die Reiseform noch länger. Damals fragten sich Touristikfirmen, wie sie ihre Flugzeuge auch in den wenig frequentierten Wintermonaten nutzen könnten. 

Der Veranstalter Consul Weltreisen ließ 1986 den ersten Kreuzflug nach Asien abheben. 58 Passagiere flogen mit. Auch Hapag-Lloyd ist mit einer Unterbrechung von 2000 bis 2007 seit fast 30 Jahren dabei; der Privatjet, der von einer Schweizer Firma gemietet wird, ist auf den Namen des ehemaligen Hapag-Generaldirektors Albert Ballin getauft. Ein dritter Anbieter ist der Studienreiseveranstalter Windrose .


Die Gästeschar entspricht der eines Luxusdampfers: mehrheitlich jenseits der Pensionsgrenze und sehr gut betucht: Der Tagespreis eines Kreuzflugs beträgt mindestens das Dreifache einer Luxusschiffsreise. Abzuwägen sind auch die ökologischen Kosten: Sind nicht schon genug Flieger in der Luft? 

Diese Fragen plagen die Passagiere nicht ...

Copyright Frank Rumpf
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